CD-Kritik: die ärzte – auch

19. April 2012 2
CD-Kritik: die ärzte – auch
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„Jetzt ist es wieder mal soweit, es war auch allerhöchste Zeit…“ nach fünf Jahren veröffentlicht die beste Band der Welt mit „auch“ ihre 25. Platte. Nach vielen, vielen Jahren wurde Schwarwel, der die bisherigen Artworks der die ärzte-Alben entworfen hatte, durch Felix Schlüter ersetzt. Die neue Scheibe kommt in einem Pappkarton der an ein altes Brettspiel erinnert. Das Booklet lässt sich ausklappen und ist als Spielbrett nutzbar. Die Disk lässt sich, neben ihrem eigentlichen Job als Abspielmedium, auch als Drehscheibe fürs Spiel verwenden.  Auch sonst ist einiges neu, dazu später mehr!

die ärzteKommen wir erst einmal zum wichtigsten: Es gibt 16 neue die ärzte Songs – diesmal gibt’s keinen Hidden Track, der bei den letzten Veröffentlichungen immer irgendwo versteckt war. Die Band hat sich schon im Vorfeld sehr viel Mühe gegeben. Promo-Fernsehauftritte sind diesmal zwar Mangelware (noch mehr als sonst). Dafür haben sich die ärzte aber vier lange Tage eingeschlossen um für jeden Song der Platte zwei Videos aufzunehmen. Neben Performance-Videos wurden auch 16 Animationsvideos gedreht, die es im YouTube-Channel der Band zum Bestaunen gibt.

Auffällig an „auch“ ist das Bassist Rod diesmal viel mehr Songs ablieferte, als er es jemals für ein Album der die ärzte getan hat. Ganze fünf Songs sind von González, auch Bela B. ist mit fünf Stücken vertreten. Farin Urlaub kommt nach langem hin und her auf sechs Songs, denn „Cpt. Metal“ sollte eigentlich erst nicht auf’s Album.  Der Sänger konnte sich später dann doch gegen seine Bandmitglieder, im speziellen Bela B., durchsetzten.

die ärzte setzten neue Maßstäbe. In ihrer 30 jährigen Karriere (brutto) erfinden sie sich mit „auch“ wieder einmal neu, bleiben ihrem Stil aber gerecht. „auch ist anders“ – könnte eigentlich der Titel des Albums heißen. Doch nach mehrmaligen durchhören der Platte gefällt uns das Werk immer besser. Es ist ein Album das Zeit braucht!

Wir könnten diese Feststellung jetzt mit dem Alter der einzelnen Bandmitglieder in Verbindung bringen, nach einer endgültigen Auflösung der Band Fragen oder mit Songzitaten wie „habt ihr nichts Besseres zu tun als die ärzte zu hörn?“ um die Ecke kommen, doch das wär uns zu langweilig. Außerdem kann man diese, gerade aufgezählten schriftlichen, Fehlgriffe schon in vielen diversen Kritiken zu dieser Platte lesen.

Es hat nichts mit dem Alter zu tun, auch die Auflösungsgerüchte werden zu jeder Veröffentlichung neu ausgegraben. Wir schrieben lieber über die neuen Songs!

„Ist das noch Punkrock?“ – so heißt der erste Song der aus Farins Feder stammt und direkt mit „Fick dich und deine Schwester“ die Hörer freundlichst begrüßt. Der Track erinnert an einigen Stellen sogar an frühere Zeiten, der Song hätte damals auch sicher gut auf Alben wie „Planet Punk“ oder „Die Bestie in Menschengestalt“ gepasst. Mit „Bettmagnet“ besingt Bela B. Felsenheimer die Hilflosigkeit von Personen die ihr Schlafzimmer mit einem Fernseher verschönert haben. Wem die weibliche Stimme im Background bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass diese Stimme Paule Klink gehört, die auch bei Belas Soloaktivitäten mitwirkt. Paule ist auch im Track „Das brauchst du“ zu hören. Generell hören sich die Felsenheimer-Songs stark nach „Code B.“ oder „Bingo“, den Soloscheiben des Schlagzeugers, an. Ein Lied über Vampire, eigentlich Belas Markenzeichen, fehlt bei diese Platte völlig. Mit „Freundschaft ist Kunst“ prangert er das Verhalten von abgehobenen Stars an. Mit der Single „zeiDverschwÄndung“ hat Bela wohl seinen eingängigsten Song dem Album beigesteuert, mit dem er mit einem Augenzwinkern seine eigenen Fans aufs Korn nimmt.

die ärzteDie Songs von Bassist Rodrigo González sind zwar ausgewogen und musikalische Leckerbissen, nehmen aber ab und an die Schnelligkeit aus der Platte. „Das finde ich gut“ und „Sohn der Leere“ sind z. B. Lieder bei denen man das eigentliche Genre „Rock“ schon formlich suchen muss. Bei „Die Hard“ kommen dann aber auch wieder lautere Töne zum Einsatz. Wie soll man nur mit Freunden umgehen, die man eigentlich gar nicht leiden kann? „Angekumpelt“ beschreibt genau dieses Thema. Mit dem Song schrieb er einen sehr massentauglichen Song der wie ein Ohrwurm in den Gehörgängen verweilt. „Tamagotchi“ die kleinen elektronischen Haustiere, nervten schon in unserer Jugend. Beim gleichnamigen Song ist es leider nicht wirklich anders, ein Track der mit seinen elektronischen Nebengeräuschen nicht wirklich zum Album passt.

Die Songs von Farin U., sind wohl die Songs, die am meisten nach der besten Band der Welt aus Berlin klingen. Sie bleiben im Kopf und laden zum Mitsingen ein.  Wir freuen uns besonders „TCR“ live auf der ausverkauften Tour zu hören. Zu dem Song lässt sich nämlich prima auf und ab springen. Normal, denn im Lied heißt es ja auch „Wir kümmen uns um den Rock“. Der „Livespielfaktor“ wurde bei diesem Stück absolut berücksichtigt.  „M&F“ wird die nächste Single der Scheibe und lässt Mario Barth wirklich alt aussehen! Das Verhalten von Männlein und Weiblein wird hier gründlichste erörtert. In „Waldspaziergang mit Folgen“  findet Farin ein Stück Holz aus dem er seinen persönlichen Gott schnitzt. Wir würden gern wissen wie seine Heiligkeit denn genau aussieht, Herr Urlaub.  Auch der Song „Cpt. Metal“ kann überzeugen. Der harte Metalsound, den wir uns auch vielleicht an anderen Stellen des Werkes gewünscht hätten, erzählt die Geschichte eines „Rock-Superhelden“ im Kampf gegen Rihanna, Black Eyed Pease und Co.

„auch“ ist gelungen, wenn auch anders. Ein Stück erwachsener könnte man sagen. Fans die sich immer noch an die Zeiten von „Planet Punk“ klammern sollen endlich loslassen. Jede Band muss sich früher oder später weiterentwickeln. die ärzte machen dies mit jedem Album – Wir bleiben dabei: die beste Band der Welt kommt aus Berlin!

die ärzte - auch

die ärzte – auch

Tracklist

1. Ist das noch Punkrock? (Video als Animation oder als Performance anschauen)
2. Bettmagnet (Video als Animation oder als Performance anschauen)
3. Sohn der Leere (Video als Animation oder als Performance anschauen)
4. TCR (Video als Animation oder als Performance anschauen)
5. Das darfst du (Video als Animation oder als Performance anschauen)
6. Tamagotchi (Video als Animation oder als Performance anschauen)
7. M&F (Video als Animation oder als Performance anschauen)
8. Freundschaft ist Kunst (Video als Animation oder als Performance anschauen)
9. Angekumpelt (Video als Animation oder als Performance anschauen)
10. Waldspaziergang mit Folgen (Video als Animation oder als Performance anschauen)
11. Fiasko (Video als Animation oder als Performance anschauen)
12. Miststück (Video als Animation oder als Performanceanschauen)
13. Das finde ich gut (Video als Animation oder als Performance anschauen)
14. Cpt. Metal (Video als Animation oder als Performance anschauen)
15. Die Hard (Video als Animation oder als Performance anschauen)
16. zeiDverschwÄndung (Video als Animation oder als Performance anschauen)







2 Comments »

  1. Moni 19. April 2012 um 11:33 Uhr - Reply

    Großes Kompliment, endlich einmal eine gescheite Albumkritik, noch dazu gut recherchiert, danke! Habe in den letzten Tagen einiges gelesen, wo ich leider des Öfteren mit dem Kopf schütteln musste.

    Weiter so!

  2. Cindy Becher 19. April 2012 um 20:19 Uhr - Reply

    <3

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