Review: Rock am Ring 2023

7. Juni 2023 0
Review: Rock am Ring 2023

Ist schon wieder ein Jahr rum? Auch 2023 fand das Festival aller Festivals wieder am Nürburgring statt. Frisch aus der Eifel zurückgekehrt lassen wir hier Rock am Ring 2023 noch einmal gebührend Revue passieren.

Rock am Ring im Jahr 2023, das waren viele musikbegeisternde Menschen, drei Bühnen mit vielen besonderen Konzerten, ein Wetterchen von dem wir viele Jahr nur träumen durften sowie ein klasse Line Up mit Bands wie Foo Fighters, Kings Of Leon, Die Toten Hosen, Tenacious D, K.I.Z., Evanescence, Machine Gun Kelly, Bring Me The Horizon, Ride Against und Rise Against.  Aber der Reihe nach…

Am Festivalfreitag startete Rock am Ring 2023 bei bestem Wetter mit dem Auftritt von Flogging Molly in das grandiose Wochenende. Auf der Mainstage wurden zudem u. a. Yungblud, Limp Bizkit, Rise Against sowie der Headliner Foo Fighters erwartet. Auf der Mondaro Stage feierte man zu Juju, Badómzjay, Finch oder den Late Night Act Apache Apache 2027. Einen Act hatte die Crowd dabei jedoch so gar nicht auf dem Schirm. Denn vor dem Auftritt von Yungblud wollte mit Olaf der Flipper ein ganz besonderer Act einmal „Dankeschön sagen“ und alle Ringrocker machten mit.

Wir lieben solche geheimen und besonderen Auftritte, die einem den Festivaltag noch einmal auf einer ganz anderen Art und Weise versüßen. Sei es ein Special Act wie Olaf der Flipper oder ein Überraschungsgast bei einem der vielen Konzerte. Gerade bei Festivals ist dies häufiger mal möglich, wenn befreundete Bands sich bei solchen Events die Klinke in die Hand geben.

Bei Sonnenschein feierte die Crowd an diesem Tag weiter zu Acts wie Fever 333 , Hot Milk oder Bounty & Cocoa. Auf der kleineren Orbit Stage machten Friends Don’t Lie den Anfang, die im Vorfeld den Warsteiner Bandcontest gewonnen hatten. Die Band hat eine besondere Beziehung zum Festival. Die Bandmitglieder standen Jahre lang selber vor den Stages und genossen dieses besondere Festival in der Eifel. Als gerade mal viertes Konzert überhaupt durften sie heute mir einer wirklich gelungenen Show die “kleine Bühne” einweihen.

Das Limp Bizkit es noch immer draufhaben, zeigte die Band eindrucksvoll bei Ihrem Gig auf der Utopia Stage. Das Konzert war einfach grandios. Alle bekannten Songs der Band um Fred Durst waren in der Setlist natürlich enthalten. Ein kleines Problem auf der Stage legte den Auftritt aber kurz nach Beginn für einige Minuten lahm, da die Massen keinen Sound mehr hören konnten. Nach einer Pause ging es dann aber wieder gut gelaunt weiter.

Ein rundum gelungener, erster Festivaltag endete unglaublich und teilweise sehr emotional. Die Foo Fighter spielten ihr erstes Konzert mit ihrem neuen Drummer Josh Freese in Deutschland. Nach dem tragischen Verlust von Taylor Hawkins, öffnet sich nun ein neues Kapitel in der Bandgeschichte. Obwohl am Konzerttag das neue Foos-Album “But Here We Are” erschienen ist, bot die Setlist meist nur bekannte Songs und davon hat die Band bekanntlich einige.

Für einen besonderen Moment sorgte Dave Grohls Tochter, welche für einen Song die Foo Fighters auf der Bühne unterstütze.

Auf der Manoria Stage setzte Apache 2027 den Schlusspunkt. Der wohl aktuell angesagteste Popularkünstler Deutschlands schien wohl mit dem aufwendigsten Bühnenbild angereist zu sein, welches einer Tankstelle nachempfunden war. Neben vielen kleinen und großen Details bot diese neben einem echten Auto auch sehr viele Special Effects, die man teilweise noch aus mehreren Kilometern Entfernung sehen konnte.

Auch am Samstag regierte die Vielfalt am Ring. Egal ob Pop, Rock, HipHop oder harte Töne, für jeden war an diesem Tag etwas dabei.

Neben der Rückkehr von Schauspieler Jack Black und seiner Band Tenacious D freuten wir uns u. a. auf den Auftritt von K.I.Z.. Ohne es vorwegnehmen zu wollen: Wir wurden nicht enttäuscht.

The D vereinen einfach Comedy mit dem Festivalfeeling. Auch wenn die Band fast nur aus zwei Akustikgitarren besteht, können die Songs einfach überzeugen. Unter Fans gilt der Film “Kings of Rock” aus dem die Band entsprungen ist, schon seit vielen Jahren als Kult.

K.I.Z. rissen mit komplett anderen Tönen, nach diesem Auftritt aber die Hütte vollkommen ab. Nicht nur das der Gig den bisher größten Moshpit am gesamten Festialwochenende bot, auch generell war die Stimmung einfach bombastisch. Wer K.I.Z. versteht muss die Rapper einfach mögen. Provokante Texte und Beats zum Abgehen sind einfach eine zu perfekte Mischung. Für unseren Geschmack wurden aber aber trotzdem zu wenig ältere Songs gespielt. Einzig und allein “Urlaub für´s Gehirn” bot die Setlist für alle Fans der ersten Stunden. Die meisten weiteren Tracks stammten eher von den letzten Platten, die natürlich nicht von minderer Qualität sind. Trotzdem hätten wir uns hier noch den ein oder anderen älteren Song gewünscht.

Nach K.I.Z. verließen die Menschen in Scharen die Utopia-Stage. Beim eigentlichen Headliner Kings Of Leon klafften im ersten und zweiten Wellenbereich erhebliche Lücken. Wie auch wir haben sich viele Ringrocker dann wohl eher für die Mandora Stage entschieden, wo am Abend neben Papa Roach auch noch Kontra K auftraten. Als Late Night Act und mit einigen Minuten Verspätung rockten dann noch Evanescence mit Frontfrau Amy Lee die Bühne, welche am Nachmittag schon einen kurzen Gastauftritt bei Tenacious D absolvieren durfte.

Am Festivalsonntag kehrten dann die Hosen in ihr selbsternanntes „Wohnzimmer“ zurück. Doch vorher gab es auf der Utopia-Stage volle Punk-Power mit Sum 41 und NOFX, die beide im Vorfeld ihre Auflösung bekanntgegeben hatten.

Es durfte also noch einmal zu so vielen Hymnen gefeiert werden, die unsere Jugend geprägt haben. Auf der Mandora wurden u. a. Three Days Grace, Steel Panther und Arch Enemy erwartet bevor dort Bullet For My Valentine und Bring Me The Horizon für den Schlußpunkt sorgten.

Aber zurück zu den Hosen, die wieder einmal für einen würdiges Finale sorgten. Die Setlist bot alle Hits, die so ein warmer Konzertabend benötigt. Aber vielleicht ist das auch still und heimlich das „Problem“. Wir haben die Hosen schon so oft am Ring und bei ihren eigenen Headlinershows erlebt. Die Konzerte sind immer klasse – keine Frage, aber irgendwie fehlte es dem Auftritt an Frische.

Gefühlt machte Campino zwischen den einzelnen Songs auch mehr Pausen als noch vor ein paar Jahren. Was als Alt-Punk auch völlig okay ist, doch irgendwo blieb die Dynamik auf der Strecke. Der Song „Schlampe“ den wir persönlich noch nie live gehört haben sowie ein Cover von Alphaville`s  „Forever Young“ waren die einzigen nennenswerten Besonderheiten des Auftritts.

Klar ist ein Festivalpublikum anders zu begeistern als jemand der ein Ticket für eine einzelne Hosenshow erwirbt. Trotzdem wirkte der Auftritt stellenweise wie aufgewärmt. War ein Cover von „Schrei nach Liebe„ von die ärzte vor ein paar Jahren noch etwas besonders, so gehört der Track jetzt schon zum Standardrepertoir der Düsseldorfer. Versteht uns nicht falsch. Wir mögen die Hosen und sind Fans. Vielleicht sind wir gerade aus diesem Grund etwas enttäuscht von einem eigentlich sehr guten Auftritt.

Trotzdem blieb das Publikum, wie am fast gesamten Wochenende (Ausnahme bei K.I.Z) für meinen Geschmack auch etwas hinter unseren Erwartungen. Im Vergleich zu den damaligen Festivaljahren entstanden nur wenige Moshpits. War die Crowd nach drei Tagen Konzerte pur etwa schon müde? Positiv zu erwähnen finden wir aber Campinos Ansprachen zu vielen politischen Themen. Die Band zieht hier ihre Line seit Jahrzehnten knallhart durch und nutzt ihren Bekanntheitsgrad bei ihren Auftritten um wichtige Statements zu setzen.

Vor den Hosen spielte Machine Gun Kelly, der nicht nur mit seiner Frisur, sondern auch mit seiner kompletten Show ein Ausrufezeichen setzte. Zugegeben waren wir vorab etwas skeptisch was sein Auftritt anging, jedoch hat sich dies schnell in Schall und Rauch aufgelöst.

Als Special Guest kam kurz nach Beginn des Sets Oliver Sykes von Bring Me The Horizon auf die Stage, mit dem der Song „Maybe“ gespielt wurde. Als Überraschung wurde mit „Feel Good Inc.“ ein Gorillaz-Cover zum Besten gegeben. Außerdem ist Machine Gun Kelly einfach mega sympathisch. Für den letzten Song ging er durchs Publikum und kletterte auf eine Traverse, von der er sang. Als der Auftritt vorbei war ging es dann vorbei an der ersten Reihe, wo er sich Zeit für seine Fans nahm. Hier wurde fleißig Hände geschüttelt, Autogramme gegeben und Selfies geknipst. Dies haben wir am ganzen Ringwochenende kein zweites Mal erlebt.

Für die, die es härte mögen bot die Mandora Stage das perfekte Programm mit Archiects, Bullet For My Valentine und Bring Me The Horizon.

Bullet, die erst im letzten Jahr am Ring spielten sind kurzfristig für Five Finger Death Punch eingesprungen, die krankheitsbedingt ihren Auftritt und die gesamte EU-Tour absagen mussten.

BMTH holte in der Mitte ihres Sets die Metal-Sängerin Courtney LaPlante auf die Bühne, mit der zusammen die Songs „One Day the Only Butterflies Left Will Be in Your Chest as You March Towards Your Death“ und „Nihilist Blues“ performt wurde.

Die Bühnenshow sowie der gesamte Auftritt des Mandoria-Headliners war einfach überwältigend.

Im Vorfeld spielten gegen Nachmittag Steel Panther auf der Stage, die berühmt und berüchtigt für ihre Songs und Konzerte sind. Die Songs drehen sich fast alle nur „um das Eine“ und müssen schon wirklich gemocht und mit einer gewissen Ironie verstanden werden. Traditionell entledigen sich Frauen bei Steel Panther Konzerten auch regelmäßig ihrer Oberbekleidung. Auch beim Konzert bei Rock am Ring war dies auf und neben der Bühne des Öfteren der Fall.

Den letzten Akkord stimmte aber später am Abend dann Thees Ulmann auf der Orbit Stage an, der am längsten in die Nacht reinspielen durfte. Fulminant startete sein Auftritt. Kurz nachdem die Toten Hosen ihr Konzert auf der Hauptbühne beendet hatten, traten sie bei Thees wieder auf. Und das nicht alleine! Die Düsseldorfer hatten mit Sammy Amara von den Broilers noch mehr Verstärkung aus der Landeshauptstadt mitgebracht. Zusammen spielten sie alle gemeinsam den Hosen-Song „Liebeslied“.

Es war ein denkwürdiger letzter Festivaltag und eine Rock am Ring Ausgabe mit vielen tollen Überraschungen. Leider konnten die Zuschauerzahlen aus den vergangenen Jahren nicht ganz erreicht werden, sodass das Festival 2023 nicht ausverkauft werden konnte. Obwohl die Stimmung großartig war haben im wir im Vergleich zu vorherigen Jahren ein etwas ruhigeres Publikum erlebt. Warum das so war können wir uns auch nicht erklären. Am Wetter kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Wir waren trotzdem sehr positiv von der Ausgabe 2023 angetan und hoffen das die Zeit bis wir uns alle in der Eifel wiedersehen schnell vergeht. Denn eines merken wir jedes Jahr erneut bei unserer Heimreise. Es ist der besondere Spirit dieses Festivals, die freundlichen Leute und manchmal auch die lustigen und besonderen Aktionen auf und neben den Bühnen, die uns auf der Heimfahrt immer wieder in Erinnerung schwelgen lassen. Wir hoffen, dass das nächste unbeschwerte Rock am Ring Wochenende nicht so lange auf sich warten lässt und träumen schon jetzt von der Ausgabe 2024.

 

Festivalbilder

 

 







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