Review: Rock am Ring 2016

9. Juni 2016 0
Review: Rock am Ring 2016

Es sollte die größte Rock am Ring-Ausgabe aller Zeiten werden. Drei Tage sollten 92 500 zu Bands wie den Red Hot Chili Peppers, Volbeat oder Black Sabbath feiern – doch dann kam alles anders als geplant.

Bereits im Vorfeld zeichnete sich ein verregnetes Festivalwochenende ab. Matsch regierte bereits bei der Anreise das Festivalgelände. Doch voller Vorfreude auf das kommende Musikspektakel wurde der Nässe getrotzt und in allen Campingbereichen die Zelte bei schlechtem Wetter aufgeschlagen.

Rock am Ring 2016Bei leichtem Regen startete Rock am Ring 2016 auf der Vulcano Stage am Freitag mit Acts wie We Came As Romance und Of Mice & Man. Auf der Crater Stage läutete Larkin Poe gefolgt von Walking On Cars die diesjährige Ausgabe ein. Bereits mit Amon Amarth auf der Vulcano Stage folgte dann das erste Highlight. Vollgepackt mit viel Feuer, wie üblich bei einem Konzert der Band, heizte man den Fans ordentlich ein. Mit Doro Pesch als Special Guest sorgte man zudem für eine echte Überraschung.

Auch Breaking Benjamin, für die es der erste Auftritt bei Rock am Ring war, überzeugte auf ganzer Linie. Grade für den Frontmann Benjamin Burnley war die Anreise über den großen Teich keine leichte. Wegen seiner Flugangst sah sich der Sänge gezwungen mit dem Schiff bei Unwetter über den Ozean zu reisen und war daher dementsprechend lange unterwegs um in Mendig aufzutreten.

Auf der Crater feierte man weiter zu DCVDBS und Frittenbude. Mit Puscifer folgte dann das Projekt von Maynard James Keenan, dem mal wohl besser als Mitglied der Rockband Tool kennt.

Rock am Ring 2016Kurz vor dem Auftritt von Tenacious D musste der Festivalfreitag dann zwecks eines aufziehenden Unwetters unterbrochen werden. Zunächst wurde über die Lautsprecher auf dem Gelände nur vor dem Unwetter gewarnt. Die Besucher sollten sich von allen metallischen Gegenständen wie z. B. den Wellenbrechern fernhalten. Kurz darauf folgte jedoch eine weitere Durchsage, dass die Besucher sich bitte zu ihren Zelten begeben und dort auf weitere Informationen warten sollten. Sobald das Unwetter vorbeigezogen sei wolle man mit dem Programm fortführen, so die Durchsage weiter. Wenige Minuten später prasselte es dann nur so vom Himmel.

Unser Team verließ das Gelände über einen Nebenausgang und suchte Unterschlupf im Media Center sowie in unserem nicht weit entfernt geparkten PKW. Auf dem Weg dorthin rannten wir über ein Feld hinter der Crater Stage. In kurzer Entfernung sahen wir wie ein Blitz in den Boden einschlug und dem ein extrem lauter Donner folgte. Auf dem Feld über das wir flitzen sahen wir im Augenwinkel wie Securitykräfte und Sanis in Zelten und Einsatzwagen schnellstmöglich Schutz suchten. Als wir unser Ziel erreichten waren wie komplett durchnässt. Gleich stellten wir uns die Frage ob alle Besucher in dieser kurzen Zeit das Gelände verlassen konnten. Wohl ein Ding der Unmöglichkeit, da das Unwetter in Windeseile über das Festivalgelände zog.

Ungefähr 80 Besucher wurden an diesem Freitag durch Blitzeinschläge verletzt. Einige davon sogar so schwer, dass sie in Krankenhäuser eingeliefert wurden.

Rock am Ring 2016Die Campingplätze standen teilweise unter Wasser. Schlamm- und Wassermassen wohin das Auge reichte. Besucher halfen sich gegenseitig bei dem Wiederaufbau der Zelte. Für manche endete das Festival bereits in dieser Nacht. Nach dem erlebten und völlig durchnässt traten einige bereits in der Nacht zum Samstag die Heimreise an.

Nachdem das Unwetter sich gelegt hatte wurde das Programm fortgesetzt. Tenacious D spielten ihr grandioses Konzert, welches sich im Grunde von den Songs her nicht sonderlich von ihrem Auftritt bei Rock am Ring im Jahr 2012 unterschied.

Als nächstes folgte mit Volbeat dann der Headlinier des Tages. Für die Band war es ein ganz besonderer Tag, denn mit Seal The Deal & Let’s Boogie feierten die Dänen den Release ihrer neuen Platte. Auf der Crater ging es nach der Zwangspause mit Panic! At The Disco weiter. Mit Major Lazer und Rudimental feierte man im Anschluss dann noch bis tief in die Nacht.

Rock am Ring 2016Der Samstag startete später als eigentlich geplant. Wegen neuen Unwettern die am Mittag und Nachmittag über Mendig ziehen sollten entschieden sich die Verantwortlichen das Festival bis zum Abend zu pausieren. Gegen 15:00 Uhr stand  Marek Lieberberg im Media Center der Presse Rede und Antwort. Hier nannte er Zahlen zu den verletzten Besuchern des Vortages und erklärte das weitere Vorgehen. Rock am Ring sollte pausieren. Man wolle stündlich neu beraten wie es weiter gehen solle.

Rock am Ring 2016Bereits in dieser PK, die auch Klaus-Peter Schulenberg (Vorstandsvorsitzender des Ticketunternehmens Eventim), Roger Lewentz (Innenminister Rheinlandpfalz) und Jörg Lempertz (Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig) beiwohnte, sah man dem kommenden Festivalsonntag mit gemischten Gefühlen. Da sich die Wettervorhersage für den Sontag noch schlechter las als für den Samstag wollte man zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden ob am Finaltag überhaupt noch gespielt werden könne oder nicht.

Am frühen Samstagabend wurden die Besucher wieder auf das Gelände gelassen. Mit einem stark verkürzten Spielplan, welcher nur auf die Hauptacts vorsah, ging es in Mendig weiter. Schon seit den Morgenstunden waren die Verantwortlichen nicht untätig was die Beschaffenheit des Festivalgeländes anging. Durch die Regenschauer wurde teilweise der Boden so stark aufgeweicht, dass sich riesige Schlammseen im hinteren Bereich des Areals gebildet hatten. Rock am Ring 2016

An ein Schlendern vorbei an den Verkaufs- und Essensständen war nicht mehr zu denken. Mit Hilfe von Baggern wurden diese Stellen mit Rindenmulch aufgeschüttet. Andere Teile des Geländes wurden zudem komplett gesperrt. Bis zu 15 cm tief sackten wir hier im Selbstversuch im Schlamm ein. Ohne Gummistiefel gab es hier kein vorankommen. Die Bereiche im ersten und zweiten Wellenbrecher wurden zudem mit Plastikplatten versehen. Vom Schlamm war hier nicht´s mehr zu sehen.

Rock am Ring 2016Der Samstag startete man dann mit den Deftones. Laut dem eigentlichen Spielplan sollen Billy Talent vor den Red Hot Chili Peppers spielen – doch die Slots wurden nach dem Pausieren des Festivals getauscht. Gegen 23:00 Uhr spielten zunächst die Chili Peppers eine grandiose Show die vollgepackt war mit Hits und genialen Solis. Auch das schlichte aber dennoch tolle Bühnenbild passte in´s Bild. Man fokussierte sich auf das Wesentliche. Vier kleine runde und eine große halbrunde Videowand sowie viele sehr helle Spots waren alles was die Band auf der Bühne brauchte.

Nach diesem sensationellen Auftritt musste Billy Talent im Anschluss in ganz große Fußstapfen treten. Die Kanadier meisterten ihren Gig jedoch mit Bravour und zeigten dass sie auch die Rolle des Headliners übernehmen können. Obwohl die Band bald eine neue Platte veröffentlicht gab es enttäuschend wenige neue Songs zu hören. Die altbekannten Lieder zündeten dafür natürlich ziemlich gut und ließen die Fans noch einmal richtig abfeiern.

Rock am Ring 2016Vor dem Auftritt von Billy Talent trat Marek Lieberberg mit schlechten Nachrichten auf die Bühne. Bestürzt erklärte er: „Wir haben für den Sonntag keine Genehmigung“. Weitere Informationen fehlten zu diesem Zeitpunkt aber. Sollte das Festival am Samstag wirklich enden? Die Antwort lautete: Ja, denn Lieberberg kehrte nach dem Auftritt der Band nochmals auf die Stage zurück. Man habe mit Vertretern der Politik zusammengesessen und müsse das Festival an dieser Stelle beenden. Gefallen hat ihm dieser Schritt sichtlich nicht, jedoch steht die Sicherheit einfach im Vordergrund. Die Fans nahmen die Nachricht sehr gefasst auf. Viele verließen daraufhin das Festivalgelände und packten ihre Sachen. Andere feierten mit The BossHoss auf der Crater Stage das letzte Konzert von Rock am Ring 2016. Im Vorfeld spielten hier Killswitch Engage, Heaven Shall Burn und Bullet For My Valentine. Zugegeben The BossHoss passten nicht wirklich zu den härteren Bands die vorab spielten, jedoch konnte man zu dieser Partymusik auch als Nicht-Fan das Festival gut ausklingen lassen.

Rock am Ring 2016 ist auf jeden Fall ein Festival was den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird. Daran sind aber nicht die tollen Konzerte Schuld sondern das Unwetter, welches das Festival als ungebetener Gast am gesamten Festivalwochenend beherrschte. Marek Lieberberg und sein Team haben aber das Beste aus der Situation gemacht. Die Sicherheit der Fans muss einfach im Vordergrund stehen, auch wenn dies einen vorzeitigen Abbruch als Konsequenz hat. Gerne hätten wir den Gig von Black Sabbath am Sonntag gesehen. Alleine aus dem Grund dass sich die Band um Ozzy Osbourne auf Abschiedstour befindet und dies wohl die letzte Möglichkeit für uns war sie vor dem großen „Goodbye“ noch einmal live zu erleben. Schade, aber sei´s drum.

Der Veranstalter hat richtig gehandelt und nichts auf´s Spiel gesetzt. Auch hat man aus dem vergangenen Jahr gelernt. Die Veränderungen am Gelände waren in diesem Jahr deutlich sichtbar. An vielen Stellen hat man nachgebessert und hat sich die Kritiken des letzten Jahres zu Herzen genommen. Vom miesen Wetter mal abgesehen war es wieder eine gelungene Ausgabe. Logisch hätten wir gerne noch das ein oder andere Konzert mehr erlebt, aber da ging es den Lieberbergs sicherlich ähnlich. Zum Glück dauert es ja nur noch etwas weniger als ein Jahr bis Rock am Ring in die nächste Ausgabe startet.

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