K.I.Z. Interview – Oberhausen

Vor dem Konzert in der Turbinenhalle in Oberhausen, haben wir Maxim und DJ Craft von K.I.Z. zum Interview getroffen.

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RaR-Blog: Das Konzert in Oberhausen ist das fünfte auf der aktuellen Tour. Wie waren die bisherigen Konzerte?

Maxim: Recht angenehm. Wir besuchen ja jetzt die kleineren Dörfer und es ist alles ein bisschen gemütlicher. Bisschen kleinere Läden mit einer bisschen persönlicheren Stimmung.

DJ Craft: Ist auch wieder ganz angenehm endlich wieder auf der Bühne schwitzen zu können. Auf großen Bühnen ist das halt so groß, dass du die erste Reihe so klein schemenhaft erkennst, mit frischer Luft. Richtig warm wird dir da oben nicht.

RaR-Blog: Das braucht ihr?

DJ Craft: Ich mag das schon. Nein, ich mag beide Sachen. Ich mein, natürlich ist es geil vor einem Riesenpublikum zu spielen. Man schaut Meilenweit und alles ist voll mit Menschen und es es ist extrem laut. Aber diese kleinen Clubgigs find ich halt auch geil. Also, manchmal find ich die sogar noch geiler, weil die so energiegeladen sind.


RaR-Blog: Die aktuelle Tour heißt „Resteficken“. Normalerweise stehen die „Reste“ auch noch tief in der Nacht alleine im Club weil sie keinen abbekommen. Wie bekommt ihr dennoch mit den „Resten“ die Hallen voll?

DJ Craft: Naja der Plan war ja eigentlich… Also man sagt ja auch zu den Ü-30 Partys „Resteficken-Partys“ und unser Plan war eigentlich damit halt auch die älteren K.I.Z.-Fans anzusprechen. Und wir stehen halt alle auf ältere Frauen. Also so ab 40…. 35 geht auch noch und ähm.. . Ja, hat nicht ganz geklappt. Es sind dennoch ziemlich viele junge Fans bei den Konzerten, aber so ein paar Ältere haben sich dann doch hier und da mal verirrt.

 

K.I.Z. im InterviewRaR-Blog: Und wie sieht euer Touralltag momentan so aus?

DJ Craft: Ja wir waren heute im größten Einkaufszentrum Europas, in Oberhausen. Wie ich auch von „der Partei“ gehört habe, soll Oberhausen umbenannt werden nach dem Einkaufszentrum und nicht mehr Oberhausen heißen sondern… wie heißt das Zentrum?

Maxim: König-Pilsener Stadt wird dann Oberhausen heißen!

DJ Craft: Ja? Wahrscheinlich!

Maxim: Keine Ahnung. Da ist ja dieser Wasserturm, der wird komplett mit Bier von König-Pilsener aufgefüllt und aus den Wasserhähnen kommt dann auch nur noch Bier. Und die Stadt wird komplett ins Eigentum von König-Pilsener übergehen.

DJ Craft: Das wird in anderen Städten auch so sein. Berlin wird dann „o2 City“.

RaR-Blog: Dann wird Oberhausen wohl die besoffenste Stadt Deutschlands sein.

Maxim: Ja, das könnte passieren.


RaR-Blog: Gibt es aktuelle Platten die ihr auf Tour hört?

DJ Craft: Ja ich habe grade das neue Gostface Killah Album gekauft. Großartiger Künstler vom Wu-Tang-Clan. Wu-Tang-Clan  – ain’t nothing to fuck with!

Maxim: Ich hör Sachen die ein bisschen zu alt sind. Vado – Album oder Mixtape, ich blick da gar nicht richtig durch was das ist. Tyga, ist ganz nett.

DJ Craft: Find ich nicht so gut. Von Tyga gibt es nur einen Hit „Rack City“, das ist halt so ne Clubhymne. Aber das neue Wayne-Album find ich ganz gut. Produziert von Big Boss. Und das neue Slaughterhouse-Album, das ist ein sehr gutes Rap-Album. Das ist sehr, sehr fett. Also sehr guter Rap auf jeden Fall! Sehr zu empfehlen. Das neue Album von Die Antwoord, ist ziemlich brutal. Es ist halt leider noch mal das gleiche Album im Endeffekt. Keine große Veränderung, aber immer noch super gut. Die Beats sind ja glaub ich alle von Diplo produziert,  einer meiner Lieblingsproduzenten. Und ja… ist halt auf die Fresse, Elektrorap, schon sehr geil!

 

RaR-Blog: Ihr hört also mehr Hip Hop? Rock hört ihr im Tourbus nicht?

Maxim: Ja, wir hören gerne so Klassik-Rockhits. Bruce Springsteen, Nickelback, das läuft bei uns auch immer hoch und runter im Tourbus. Das gibt und dann auch so ein anderes Gefühl.

DJ Craft: Da fühlt man sich auch gleich ein bisschen mehr erwachsener.

Maxim: Und irgendwie auch wieder jünger. Man stellt sich halt vor, man wär wirklich in so einem Sommer 1969.

Dj Craft: Da muss ich auch immer an den einen Lichttechniker denken, der letztes Jahr immer mit bei den Festivals dabei war. Der hatte immer seine Lederjacke an. Es war halt Hochsommer, so 35 Grad und er hatte immer seine Lederjacke an gehabt und hat sie nie ausgezogen. Dann hat er sich mit seiner Lederjacke vorne mit uns in den Bus gesetzt und ist dann in seiner Lederjacke sitzend im Bus eingeschlafen. So hat der dann die ganze Nacht gepennt. Am nächsten Morgen ist er aufgestanden, hat sich erst mal ne Kippe angemacht und ist losgezogen.

Maxim: Das ist perfekt. Das ist ein richtiger Mann!

DJ Craft: Ein richtiger Cowboy.


RaR-Blog: Nach der Tour ist bei euch vor der Tour. Danach gibt’s nämlich ein paar Support-Gigs für die Ärzte. Bela B. hat ja schon in eurem Song „Hölle“ mitwirken dürfen. Wie ist da der Kontakt zustande gekommen oder die Idee überhaupt Support-Act zu werden?

DJ Craft: Die haben uns angefragt. Da kam irgendwann eine Mail und ich glaub bei den Ärzten ist es so, dass die drei Mitglieder die Vorgruppen aussuchen. Das halt jeder so für einen Geschmack das entsprechende Vorprogramm mitgestallten kann und für fünf Konzerte glaub ich haben sie uns angefragt. Bei jedem Konzert spielen ja andere Vorgruppen und bei fünf Shows sind wie dabei. Unter anderem auch hier in Oberhausen in der König-Pilsener Arena.

RaR-Blog: Genau, zwei Tage hintereinander

DJ Craft: Zwei Tage hintereinander, in der Berliner Wuhlheide sind wie auch am Start.

RaR-Blog: Meint ihr das passt? Ihr als Vorband für die Ärzte?

Maxim: Es gibt schon eine gewisse Schnittmenge. Es werden bestimmt viele Ärzte-Fans uns hassen, weil wir die Idee mit den Frauenkonzerten hatten.


RaR-Blog: Auf eurer Platte haben auch Leute wie Wolfgang Wendeland von den Kassieren oder Archi von der ehemaligen Terrorgruppe mitgespielt. Wie kommt ihr auf die Idee solche Leute auf euren Platten mitwirken zu lassen?

Maxim: Wir feiern die!

DJ Craft: Wir feiern die auf jeden Fall!

K.I.Z. im InterviewMaxim: Archi, also MC Motherfucker ist ja auch unser Tourmanager. Dadurch ist da auch ein anderer Kontakt da.

DJ Craft: Er hat auch damals das Eisenpimmel-Album produziert. Deswegen kam dann darüber die Connection zu der Sängerin von Eisenpimmel zustande. Und mit Wölfi von den Kassieren, wie war das? Über Archi?

Maxim: Ich glaub den haben wir direkt über einen Kumpel anfragen lassen. Wir waren bei einem Konzert.

DJ Craft: Ja genau, der war doch auch im Bunker drin gewesen.

Maxim: Genau, stimmt! Also Archi kennen ja auch alle…

DJ Craft: Die Alben von denen.. also wir hören das ja auch privat und wenn wir auflegen, legen wir auch immer Song von Kassieren, Terrorgruppe und die ärzte auf. Sind halt alles Partysongs und es ist ja auch so ein Rapding so Allstar-Tracks zu machen. So drei große R’n‘B-Stars oder drei große Rapper dann…

Maxim: Es war eigentlich ein Pendant zu „Girls, Girls, Girls“ von Jay-Z. Da ist ja auch Q-Tip, ähm und ähm.. die da die Hooks machen. Da haben wir halt das gleiche Prinzip wie bei Jay-Z mit den deutschen Oldschool-Legenden Eisenpimmel, Terrorgruppe und Kassierer.


RaR-Blog: Mit welchen Künstlern würdet ihr denn gerne mal zusammenarbeiten?

Maxim: Geto Boys, das wär was!

DJ Craft: Helene Fischer!

Maxim: Ja.

RaR-Blog: Zusammen mit Florian Silbereisen?

DJ Craft: Ne. Florian Silbereisen…

Maxim: Ist alles Fake!

DJ Craft: Ne, auf den hab ich kein Bock. Ich interessier mich ja für Helene Fischer.

Maxim: Der hat ja schon was mit Joko gemacht, wir brauchen keinen Florian Silbereisen.

DJ Craft: Das Ding ist so, ich glaube mit der kann man halt auch wirklich sehr akrobatische Sachen machen.

RaR-Blog: Vor allem nach dem Konzert.

DJ Craft: Ja. Auf die hätte ich auf jeden Fall Bock! Also wenn du das jetzt siehst, Helene. Wir wollen dich kennenlernen!  Du bist richtig cool, vor allem deine Shows find ich richtig geil.


RaR-Blog: Ihr seid ja auch eine Band für Minderheiten. Letztens habt ihr am Weltfrauentag ein Frauenkonzert in Berlin gespielt. Werdet ihr euch auch in Zukunft für irgendwelche Minderheiten in Deutschland einsetzten.

DJ Craft: Klar.

Maxim: Wir wollen nächsten Mal ja ein Konzert nur vor Tieren machen. Das wär das Nächste.

DJ Craft: Ja und vor Rauchern auch.


K.I.Z. im InterviewRaR-Blog: Wie steht ihr eigentlich zu Alice Schwarzer bzw. sie zu euch, wenn wir schon beim Thema Frauen sind.

DJ Craft: Das Ding ist, als ich…

Maxim: Wir wollen ja eigentlich mit der Bild-Zeitung nichts zu tun haben.

DJ Craft: Ja aber das ist auch alles so vor unserer Zeit weißt du? Alice Schwarzer, das waren so die Zeiten von Bushido. Aber als wir angefangen haben Musik zu machen, oder erfolgreich Musik zu machen, war das eigentlich schon vorbei und eigentlich hat das mit uns nichts zu tun. Auch mit unsere Generation nicht mehr. Dieser Geschlechterkampf „aufs Maul“ und „Mann“, das ist alles egal in unserer Generation.

RaR-Blog: Okay, und die meldet sich auch gar nicht bei euch?

Maxim: Ne, die meldet sich nicht bei uns. Die hat Angst.

 

RaR-Blog: Das könnte sein! Was meint ihr, ist K.I.Z. schon reif für das Bundesverdienstkreuz?

Maxim: Ja auf jeden Fall. Wir haben schon viel für Deutschland getan.

RaR-Blog: Zum Beispiel?

Maxim: Wir haben Deutschland nach außen hin als ein starkes, kaufbereites Land dargestellt. Wir haben sowieso viel gemacht.

DJ Craft: Wir haben viel gefickt.

Maxim: Ja, stimmt! Wir haben sehr viel für das Bevölkerungswachstum gemacht. Es haben sich Leute durch unsere Musik kennengelernt und deutsche Kinder gezeugt. Leute die später im Schützengraben für Deutschland sterben könnten. Und deswegen denk ich haben wir uns das verdient. Ist das auch mit so einem Geldpreis dotiert?

RaR-Blog: Ich denke ja.

DJ Craft: Wir haben auf dem aktuellen Album „Urlaub fürs Gehirn“ auch ein Bewerbungssong für den Integrations-Bambi 2012 und den werden wir auch performen heute Abend.

 

K.I.Z. im InterviewRaR-Blog: Okay. Seid ihr mit Bushido als Preisträger einverstanden?

Maxim: Was soll das heißen? Also, ich hasse Bushido nicht genug um zu sagen, dass er den Preis verdient hat. Ich finde das ist so eine Art von Preis, man sollte denjenigen der sich so einen Preis ausdenkt ins Gesicht spucken. Das wär so die angemessene Reaktion, aber…

RaR-Blog: Ihr seid sowieso generell gegen solche Veranstaltungen oder?

Maxim: Wenn man von Integration redet, dann sagt man ja schon von vornherein was deutsch ist, was deutsch zu sein hat. Wenn man dann einen Menschen, der in Deutschland aufgewachsen ist und in Deutschland geboren ist, mit einer deutschen Mutter aufgewachsen ist, besser deutsch spricht als Edmund Stoiber, dann ist es einfach eine Frechheit so jemandem sozusagen schon als Ausländer in dieser Hinsicht zu betiteln. Dann sollte man lieber Edmund Stoiber rausschmeißen.

DJ Craft: Mit Freibier kriegen sie mich immer, eigentlich!

Maxim: Der Preis ist halt schon eine harte Blutgrätsche ins Gesicht für alle Leute die ein bisschen anders aussehen als Deutsche.

 

RaR-Blog: Du und Nico engagiert euch auch für „die Partei“. In NRW wird es ja in Kürze wieder Neuwahlen gebe, werdet ihr euch dort auch engagieren?

Maxim: Nordrhein Westfahlen, keine Ahnung. Wir unterstützen natürlich. Heute z. B. werden wieder Unterschriften gesammelt. Wir unterstützen halt passiv „die Partei“ auf Bundesebene, ansonsten haben wir uns ein bisschen mehr ins Private zurückgezogen. Weg von der Politik, um wieder neue Kräfte zu sammeln und dann mal sehen. Kanzlerinnenwahl ist ja dann in 2013, dann machen wir bestimmt noch mal irgendwas.

 

RaR-Blog: Eure aktuelle Platte heißt „Urlaub fürs Gehirn“. Wie kommt ihr auf eure Texte. Wer entscheidet über die Themen. Macht ihr das alles selber oder gibt’s von außen noch Input?

DJ Craft: Es gibt so ein Gremium bei Universal. Da haben wir auch unseren Vertrag verlängert dieses Jahr und die haben ihre Konzepte und ihre Schreiberlinge. Da wird dann alles fertig vorbereitet und dann gehen sie mit uns ins Studio. Oft sind dann schon viele Parts eingerappt und schon fertig.


RaR-Blog: Ihr seid praktisch die Sklaven der Plattenfirma?

DJ Craft: Ich sehe mich da nicht als Sklave. Es ist halt der einfachste Job der Welt. Du musst ja nur noch hingehen, das quasi einmal nachsprechen und die sind glücklich. Es wird dann noch Mal nachbearbeitet und perfekt abgemischt und du gehst nach Hause, kannst dich wieder mit deiner Playstation befassen und dann geht’s halt immer wieder auf Tour. Die eigentliche Arbeit für uns besteht halt darin auf der Bühne Action zu machen und viel zu saufen und natürlich auch Interviews zu geben. Eigentlich unser Gesicht hinzuhalten. Wir sind eigentlich wie Models der Rapszene.

Maxim: Ja, so kann man das schon sagen.

RaR-Blog: Und bei den Wortspiele in euren Texten? Es sind halt echt viele. Gibt’s da vorher eine Art Brainstorming?

DJ Craft: Also die besten Sprüche hat eigentlich Andreas Daermann. Das ist ein Mitarbeiter von Universal, der hat wirklich die knackigsten und witzigsten Sprüche. Auch die, die so schön unter die Gürtellinie gehen.

 

RaR-Blog: Ein Mixtape von euch heißt „Böhse Enkelz“ – angelehnt an die Band „Böhse Onkelz“. Wie steht ihr zu dieser Band?

Maxim: Wir fanden damals einfach… Es hat einfach gepasst. Sozusagen alte Männer die Musik machen, die ihre Musik missbrauchen. Deshalb hat es vom Namen halt gepasst. Und damals war es  glaub ich einfach… ja „drauf geschissen“. Natürlich waren die Nazis, aber die Mucke… Wir haben auch Sachen von denen gehört und haben es gefeiert und das war für uns völlig Wurst, weil die keine konkreten Naziinhalt hatten und weil es ein typisches „Wessi-Ding“ war auf dem dummen Pöbelnazi rumzuhacken. So auf dem Klischee „Bomberjacken- Springerstiefel-Nazi“ ohne wirklich zusehen wer Nazis hier in Deutschland wirklich nach vorne bringt. Dass es nicht diese Idioten sind, sondern die netten Männer in Anzügen. Die nette CSU-Republikaner oder der NPD-Kader und andere Sympathisanten, die aus der Mitte der Gesellschaft stammen. Dadurch war das einfach so… ja „Fickt euch doch!“. Es war nicht das wir die direkt gefeiert haben, aber man muss sich auch nicht irgendwie künstlich davon distanzieren sag ich mal. Es gibt auch viele Leute die das hören, die nur dazu saufen.

 

K.I.Z. im InterviewRaR-Blog: Eure Videos werden oft auch mit viel Aufwand produziert. Gerade wo MTV  nur noch im PayTV zu sehen ist und auf anderen Musikkanälen mehr Zeichentrick oder Comedysendungen laufen …

DJ Craft: Wir wissen halt nicht wohin mit unserem Geld.

RaR-Blog: Lohnt es sich denn noch für euch Musikvideos zu drehen?

Maxim: Das musst du Universal fragen. Das lohnt sich überhaupt nicht. Also bei uns nicht, weil wir nicht genug Platten verkaufen. Aber Universal mag uns. Die finden gut was wir machen. Die halten sich halt ihre zwei Maskottchen. Das sind Tocotronic und wir und dafür lassen die auch mal ein bisschen was springen. Das sind dann halt auch mal ein paar schöne Videos. Wenn ich ein Independent-Label habe, würd ich nicht für 40 000 Euro ein Video drehen.

DJ Craft: Dann würd ich gleich für 150 000 eins drehen.

Maxim: Ja, klar. Irgendwo muss das ganze Geld vom Schuhe putzen ja hin.


RaR-Blog: Ich wollt mich noch bedanken. Im Video zu „Das System“ streckt ihr ja oft den kleinen Finger in die Luft… Das steht nicht nur für kleine Schwänze, sondern auch als Grußzeichen meiner Heimatstadt Aachen.

Maxim: Der Gruß der Aachener? (lacht)

DJ Craft: Ach, was ehrlich?

RaR-Blog: Ja, wenn sich irgendwo auf der Welt zwei Aachener treffen, dann zeigen sie sich den kleinen Finger. Wir nennen ihn „Klenkes“

DJ Craft: Der was? „Klenkes“?

RaR-Blog: Genau. „Klenkes“, in Aachen gab es damals viele Nadelfabriken und mit dem Finger wurden dort damals alle Nadeln gezählt.

Maxim: Oder von den Surfern, die den Daumen verloren haben.


RaR-Blog: Im letzten Jahr seid ihr kurzfristig für Peter Doherty bei Rock am Ring und Rock im Park eingesprungen…

Maxim: Dank dem Crack!

RaR-Blog: Genau, weil er im Knast saß und Drogen genommen hat, wie immer.

DJ Craft: Crack!

RaR-Blog: Dieses Jahr versucht er wieder bei den Festivals aufzutreten. Wenn er wieder besoffen in der Ecke liegen würde, würdet ihr den Part wieder übernehmen?

Maxim: Ne, dieses Jahr sind wir bei den Feinden beim Hurricane. Dann zickt das Rock am Ring immer rum und dann gehen wir wieder zu Rock am Ring und dann zicken die vom Hurricane rum. Das geht immer so hin und her. Allerdings haben wir es jetzt endlich geschafft. Wir dürfen jetzt bei den erwachsenen Festivals spielen.

RaR-Blog: Das wär nämlich jetzt meine nächste Frage gewesen. Man munkelt  nämlich das Marek Lieberberg, der Veranstalter von Rock am Ring, mit euren Texten nicht immer so einverstanden war…

Maxim: Ich weiß nicht ob genau er, aber es gab auf jeden Fall irgendwelche Leute die das massiv nicht gefällt.

RaR-Blog: Fühlt ihr euch bei so etwas oft Missverstanden?

Maxim: Was heißt Missverstanden? Ne die verstehen schon genau richtig und genau deswegen wollen sie es nicht haben.

DJ Craft: Ist ja auch ok.

Maxim: Man kann nicht erwarten, dass wenn man solche Mucke macht und das jeder einen dann mag. Das würd ja auch nicht funktionieren wenn die das mögen würden. Es funktioniert ja gerade deswegen weil manche Leute es nicht mögen.


RaR-Blog: Bei euren Konzerten wird auch viel gepogt. Es hat auch schon was von einem Rock-Konzert. Ihr spielt beim splash! und auch bei Rock-Festivals. Wo tretet ihr lieber auf? Lieber bei Hip Hop- oder doch eher bei den Rock-Festivals?

K.I.Z. im InterviewMaxim: Wenn es unser eigenes Publikum ist, dann ist da kein großer Unterschied. Weil wir doch ein relativ gemischtes Publikum haben. Aber es ist trotzdem ein geiles Gefühl, wenn man beim splash! und diese HipHop-Heads einen noch feiern. Es ist schon was anderes. Manche Leute die auch sehr gut rappen z. B. Sido… Er  ist einfach objektiv gesehen ein guter Rapper. Trotzdem wurde der beim splash! beworfen mit irgendwelchen Sachen. Die akzeptieren das halt nicht mehr und es ist halt schon lustig zu sehen, dass wir trotzdem noch akzeptiert werden. Was ja auch gar nichts damit zu tun hat ob man gut oder schlecht rappt, sondern…

DJ Craft: Ich kann mich noch daran erinnern, als wir zum ersten Mal beim Vainstream Rockfest  gespielt haben in Münster. Da hatten wir echt schon bammel vorher, weil wir das erste Mal auf nem Rockfestival gebucht waren. Wir dachten: „Ach du Scheiße, die werden uns übelst ausbuhen, bewerfen und auseinander nehmen. Vielleicht noch die Fresse polieren“. Wir waren dann echt positiv überrascht, als schon während der Umbauphase, als wir unsere Bühne aufgebaut haben , schon Leute K.I.Z. gerufen haben, Leute mit K.I.Z. T-Shirts am Start waren und Rocker sich halt auch nackt ausgezogen haben, gepogt haben und vor der Bühne Sex hatten. Nico hat dann glaub ich auch das Publikum mit Trauben gefüttert. War schon ein geiler Nachmittag. Von da an sind die Rock- und Metal-Festivals und Misch-Festivals von der Energie her geil. Es ist halt unfassbar, sehr viel brutaler, sehr viel Energie. Trotzdem gehen die Leute sehr respektvoll und sogar liebevoller miteinander um und nehmen sich in den Arm. Leute die sich gar nicht kennen, trinken Bier zusammen und torkeln Arm in Arm nach Hause. Ich find es schon sehr cool. Ich mag die Stimmung auf den Festivals.


RaR-Blog: Nach einer langen Durststrecke hat sich Hip Hop auch wieder im Mainstream etabliert. Bands wie Casper, Kraftklub und Cro machen es möglich. Wie findet ihr diese Entwicklung?

Maxim: Das geht mir eigentlich ziemlich am Arsch vorbei. Ich denke, der Erfolg ist gut für mein Ego, ist gut für meine Brieftasche, aber nicht für die Kunst. Der Kunst bringt das überhaupt nichts! Der Musik bringt das ein Scheiß. Es werden immer Leute schlechte Musik und gute Musik machen. Das ist mir ziemlich Wurst. Es ist natürlich so ein bisschen nervig, bei manchen neuen Leuten, die so ziemlich entpolitisierte Partymucke machen.  Irgendwie die Rückkehr dieses „Stuttgart-Rap“, nur ganz ohne Politik diesmal. Und dann Leute sagen „Boah endlich mal Leute die nicht übers Ficken rappen“. Dann denk ich so: „Das ist der einzige Anspruch an Mucke, dass die nicht irgendwas machen?“. Das ist wie eine Frau die sagt: „Endlich hab ich einen Typ der mich nicht schlägt. Der ist hässlich, ich hasse den, aber der schlägt mich nicht. Super!“. So ein bisschen diese Mentalität… Was sind das denn bitte für Ansprüche die man haben kann? Ich hör doch nicht Musik weil ich sie nicht irgendetwas macht. Ich höre Musik, weil sie mich bewegt, weil ich das geil finde. Aber nicht weil sie nicht irgendetwas macht. Es gibt auch keinen anderen Grund für mich diese Musik zuhören. Die ist für mich einfach komplett harmlos. Das läuft im Radio, im Hintergrund, ich kann dabei am Fließband arbeiten oder irgendeinen Scheiß machen, Löcher in Bretter bohren. Sone Musik ist das für mich. Ich mag diese Musik nicht besonders. Ob die jetzt Erfolg hat oder nicht, das ist mir echt ziemlich Wurst. Wenn es Erfolg hat nerven die halt direkt immer mehr Leute, das ist das einzige.


RaR-Blog: Wie findet ihr es wenn Kinder eure Musik hören und die Texte wirklich falsch interpretieren?

Maxim: Was meinst du damit?

RaR-Blog: Wenn sie die Musik ernst nehmen.

Maxim: Ja, ich nehme die auch ernst.

RaR-Blog: Klar, aber trotzdem steckt ja sehr viel Ironie in euren Texten. Es gibt sicherlich auch Leute die das nicht auf Anhieb checken. Bei Kindern ist das ja wahrscheinlicher als wie bei erwachsenen.

Maxim: Sagen wir so.  Es gibt ja auch en Grund warum sie sich ausgerechnet diese Musik aussuchen. Das ist jetzt dieses Argument „Die machen irgendwelche Sachen nach, die man angeblich sich unter dieser Musik vorstellen würde“. Es ist erst Mal die Frage: „Warum suchen sie sich diese Musik aus? Warum hören die keinen Schlager und ziehen in die Alpen und Füttern Kühe?“ Also weißte? Die haben sich jetzt genau diese Musik ausgesucht. Die habe sich ganz kontrolliert, ganz bewusst diese Musik ausgesucht. Dann sollen sie aber nicht fähig sein, das zu hinterfragen. Also das find ich eine sehr seltsame Theorie.

DJ Craft: Das mit den Kindern und Erwachsenen das ist eigentlich genau umgekehrt. Kinder gehen viel unvoreingenommener an unsere Musik heran und kriegen die Ironie und den Humor viel eher mit als ältere Leute die schon sehr viel mehr geprägt sind vom Leben. Schon viel mehr in irgendwelche Bahnen gelenkt sind sag ich mal. Familie, Beruf, Studium, Arbeit was auch immer… die sind dann viel vorbelasteter und könne die Ironie dann nicht mehr hören und fühlen sich total auf dem Schlips getreten oder finden dann irgendwelche Aussagen total geil, weil sie diese Missverstehen. Bei den Kids hab ich eher das Gefühl, dass die… auch bei Interview, das die das Checken, dass es mit Witz gemeint ist und das wir keine asozialen kinderfickenden, menschenverachtenden Menschen sind sondern ganz Normale.

Maxim: Die Leute bauen scheiße, weil sie Beweggründe haben die in der Realität existieren. Die Suchen sich deshalb vielleicht Musik, Religion und irgendwelche Ideologien. Die Bewegründe sind in der Realität verankert und nicht irgendwo in der Musik drin. Deswegen ist das immer eine sehr langweilige Diskussion. Was mich auch nervt bei vielen Leuten ist das die sagen: „Ich versteh das ja, aber die dummen Kids verstehen es nicht“. Das hat auch immer so etwas leicht Elitäres.

 

RaR-Blog: Auf unserer Internetseite haben wir dazu aufgerufen, dass Fans uns fragen an euch schicken sollten. Vier davon will ich euch jetzt stellen.
Anna möchte wissen, welche Musik ihr privat hört. Das hatten wir eben schon so ein bisschen angesprochen.

DJ Craft: Bunt durchmischt. Also von Popmusik, Rockmusik, Punk bis hin zur elektronischer Musik. Ich höre auch sehr viel Elektro, ich hör auch gern Dubstep, aber gleichzeitig hör ich auch gerne Reggaemusik. Ich hatte auch früher ein Reggae-Soundsystem. Mit Maxim haben wir früher in so einer Nu-Metal Band gespielt mit 16 oder 17. Das hat uns auch viel Spaß gemacht. Es gibt so viel unterschiedliche Musik. Zurzeit, weil grad alle so elektronische Sachen machen, hab ich gerade Rap wieder total lieb gewonnen. Hab auch wieder total viele Rap-Platten geholt. Steh auch wieder total auf klassiche Hip Hop – Beats. So etwas hör ich momentan auf der Tour.

 

RaR-Blog: Timo will wissen wann K. I. Z. endlich die Weltherrschaft übernehmen und welche Gesetzte dann auf uns zu kommen.

K.I.Z. im InterviewMaxim: Ich will gar keine Weltherrschaft. Was machen wir dann? Dann schlafen wir natürlich.

DJ Craft: Wenn du doch keine Weltherrschaft willst, dann…

Maxim: Genau, ich will das nicht!

DJ Craft: Ich will auch keine Weltherrschaft.

Maxim: Weltherrschaft wird verboten und Gesetzte werden auch verboten.

DJ Craft: Ein Gesetzt wär schon ganz gut.

Maxim: Ja, ein Gesetzt brauchen wir. Ich bin der Boss.


RaR-Blog: Dann will Nina wissen, welches Bier das Beste der Welt ist.

DJ Craft: Das beste Bier auf der Welt? Das ist schwierig. Also zwei meiner Favorits sind auf jeden Fall Tegernseer und Augustiner. Das sind schon so meine Favorits.

RaR-Blog: Und deine Maxim?

Maxim: Nur Sternburger. Sternburg-Pilsener


RaR-Blog: Peter möchte dann abschließend noch wissen ob ihr euch an eurem größten Absturz noch erinnern könnt?

DJ Craft: Ja, ich kann mich noch dran erinnern.  Da war ich mit Maxim in Cottbus, da haben wir für die Antifa bei so einer Party aufgelegt. Nach der Party, nachdem wir fertig waren mit auflegen, haben die uns mit „Pfeffi“ abgefüllt. Das ist so ein Schnaps mit Pfefferminzgeschmack und am nächsten Morgen wach ich auf und entdecke dann eine kleine Brutkruste an meinem Hinterkopf. Ich fragte dann meine Jungs was denn passiert ist. Ich hab mich dann wohl nach dem auflegen auf ein Auto gesetzt und mich mit einem Fan unterhalten. Dem Besitzer des Autos hat das wohl nicht gefallen oder wollte sich nen Scherz erlauben oder so. Der hat dann halt auf‘s Gas gedrückt und wir sind beide von dem Auto runtergefallen und auf dem Hinterkopf geknallt. Ich soll dann wohl auch ein paar Minuten bewegungslos da gelegen haben.

Maxim: Du bist dann aber auch plötzlich aufgestanden. Der andere Typ blieb liegen…

DJ Craft: Dann bin ich dann aber auch aufgestanden hab mit mein Laptop genommen und bin dann in die Jugendherberge oder was das war…

Maxim: … und hast aufgelegt.

DJ Craft: … in sone Jugendeinrichtung bei so einer Afterhour und hab da dann nochmal aufgelegt und noch weiter gefeiert. Der andere Typ ist dann da liegen geblieben und wurde vom Krankenwagen abgeholt. Dann bin ich irgendwann pennen und das war’s. Aber ich kann mich an nichts mehr erinnern.

Maxim: Dann war ich tot. Ich bin ein Ghoul!

DJ Craft: Das war so krass. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mich auf dieses Auto setzte. Das weiß ich noch. Ich weiß, ich war voll besoffen, komm raus aus diesem Club, hab mich auf dieses Auto draufgesetzte, hab dann irgendeinen Quatsch gelabert und dann war alles weg. Danach hab ich dann einen Monat oder zwei gar nicht mehr getrunken und dann erst mal piano.

Maxim: Und dann wieder richtig voll!

DJ Craft: Naja. Und dann letztes Jahr hab ich dann drei Monate Alkoholpause gemacht und jetzt mach ich seit einem Monat Pause, will aber jetzt sechs Monate Pause machen. Ich trink grade gar keinen Alkohol.

RaR-Blog: Auch mal gut.

DJ Craft: Auch mal etwas Abstand gewinnen.

Maxim: Ich kenn keinen Kontrollverlust, deswegen… Ich mach eigentlich den gleichen scheiß als wenn ich nüchtern bin. Außer Lampen kaputtschlagen mach ich immer wenn ich besoffen bin. Ich hab so einen Lampen-Fetisch. Ich mach so eine Mischung aus Basketball und Boxen. Wie heißen diese Schilder, wo diese Hausnummern dranstehen?
Bin einmal Torstraße… gute Strecke. Gut was geschafft auf jeden Fall!

DJ Craft: Großartig!

Maxim: Ja, das mach ich. Es ist nicht so krass, es ist eigentlich nur ein bisschen lustig wenn du die ganze Straße…

DJ Craft: Wenn ich besoffen bin, bin ich blöder als ich eh schon bin und fang an scheiße zu labern.

Maxim: Du tanzt dann auch.

DJ Craft: Ja, zum Glück krieg ich dann mit dem tanzen dann noch die Bräute rum. Weil mit dem labern würd ich es wahrscheinlich nicht mehr hinkriegen. Wahrscheinlich würd ich dann das Gegenteil erreichen.

 

RaR-Blog: Letzte Frage: Auf der Tour läuft sicherlich auch nicht immer alles glatt. Könnt ihr euch noch an eine besonders große Panne erinnern?

DJ Craft: Letzten Sommer irgendwann hab ich ganz neue, weiße Air Fore One angehabt von Nike und bin aus dem Tourbus raus und hab nicht geguckt und bin halt direkt in sone Matschpfütze rein.

Maxim: Oh man. Das ist ja echt mies!

DJ Craft: Ey man, da war für mich das Festival gelaufen.

Maxim: Oh man! (beide lachen)


RaR-Blog: Ich bedank ich mich.

Maxim: Ja ich mich auch.

DJ Craft: Gerne!

 

Interview im Video

Teil 1
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Teil 2
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Teil 3
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